EMDR steht für Eye Movement Desensitization and Reprocessing.
Entwickelt wurde diese Psychotherapieform bzw. -technik um das Jahr 1990 herum von der kalifornischen Psychologin Dr. Francine Shapiro zur Behandlung von Traumafolgestörungen. Bei einer EMDR-Behandlung konzentriert sich der Patient auf eine belastende Erinnerung. Die Therapeutin bewegt ihre Hand oder einen Gegenstand vor dem Patienten wiederholt von rechts nach links, der Patient folgt dieser Bewegung mit seinen Augen. Dadurch werden beide Gehirnhälften abwechselnd stimuliert, was zu einer effektiven Neuverarbeitung von belastenden und traumatischen Erlebnissen beitragen kann. Viele Patienten berichten anschließend von einem dauerhaften Nachlassen ihres inneren Stresspegels.
Die Stimulierung über die Augen war die von Dr. Shapiro entwickelte ursprüngliche Form des EMDR. Die weitere Erforschung der Methode hat seitdem gezeigt, dass sie auch mit akustischen oder taktilen Reizen anwendbar ist. In diesem Fall hört der Patient beispielsweise über Kopfhörer abwechselnd Töne im linken und im rechten Ohr, oder er erhält über ein EMDR-Gerät Vibrationsimpulse in seinen Händen.
Man könnte sagen, dass bestimmte Erlebnisse wie eine Blockade im Organismus fungieren und damit das Gesamtsystem in den Möglichkeiten seiner Entwicklung massiv hemmen, was zur Entstehung schwerster Symptome wie dauerhafte Anspannungszustände, Burnout, Depressionen und Ängsten führen kann. Bei der konkreten Arbeit mit EMDR seit dem Jahr 2003 habe ich jedoch die Erfahrung machen dürfen, dass sich bestimmte Symptome in einer fast magisch erscheinenden Schnelligkeit auflösen können. Ich habe Verläufe unter EMDR begleitet, bei denen die Verarbeitung von lange Zeit geblockten Erfahrungen zu einer rasanten Veränderung der Gesamtpersönlichkeit führte.
Die schnelle Auflösung von Symptomen kann besonders bei den sogenannten Monotraumen erfolgen, also bei einzelnen traumatischen Erlebnissen bei einer ansonsten stabilen Persönlichkeit. Das kann ein Unfall, ein Überfall oder ein medizinischer Eingriff sein, wie z.B. die Geburt eines Kindes oder ein Kaiserschnitt. Im Rahmen eines Modellversuchs zum berufsgenossenschaftlichen Heilverfahren (Betreuung von Patienten nach Arbeitsunfällen) wurden mir viele Patienten mit Traumata nach Unfällen, Katastrophen oder Überfällen zugewiesen, die nach wenigen EMDR-Sitzungen völlig symptomenfrei waren.
Als ähnlich effektiv erwies sich EMDR in meiner Praxis bei der Behandlung von durch eine Geburt traumatisierten Frauen. Ich arbeite seit mehreren Jahren mit einer auf Eltern-Kind Arbeit rund um die Geburt spezialisierten Praxis in Hannover zusammen. Von dort wurden mir regelmäßig Patientinnen überwiesen, die bei den Terminen Auffälligkeiten zeigten. Die Praxisleiterin hatte ein feines Gespür für die bestehende Symptomatik bei den jungen Müttern, die als Folge einer unverarbeiteten Geburt oder eines Kaiserschnittes entstanden und den Frauen selbst noch nicht wirklich bewusst war.
Bei diesen Patientinnen zeigte sich etwas, das jeder von uns kennt: Sie hatten etwas erlebt, das sie als höchst belastend empfanden, versuchten aber, die andauernden Nachwirkungen vor sich selbst als normal und nur vorübergehend einzustufen. Diese Mütter wurden an mich verwiesen mit der Frage einer EMDR-Behandlung. Hier den Unterschied zwischen zwischen normalem Werdegang und zu behandelnder Symptomatik zu erkennen, erfordert fachliches Einfühlungsvermögen und große Erfahrung, auch für den Einsatz von EMDR. Mitzuerleben, wie spürbar gelöster sich die Beziehung zwischen Mutter und Kind nach der EMDR Behandlung gestaltete, war mir immer eine große Freude. Darüber hinaus ist es mir ein auch persönliches Anliegen, dauerhafte psychische Probleme bei betroffenen Müttern zu verhindern, um neurotischen Fehlentwicklungen aufgrund einer gestörten Mutter-Kind-Beziehung bei den Kindern entgegenzuwirken.
Die Wirkung der Technik habe ich in beeindruckender Weise auch an mir selbst erfahren – unter EMDR haben sich Symptome aufgelöst, die in der vorherigen Lehranalyse (sozusagen die geforderte Selbsterfahrung während der Ausbildung, um eigene problematische Persönlichkeitsanteile aufzuarbeiten, bevor man sich in die Patientenarbeit begibt) nicht erreicht werden konnten. Inzwischen habe ich mehr als zehn Jahre Erfahrung mit dieser Technik. Gezielt an bestimmten Punkten eingesetzt, konnte sie auch im Rahmen von Langzeittherapien den Behandlungsverlauf nach meiner Einschätzung maßgeblich verbessern.
Mittlerweile findet EMDR auch Anwendung bei nahezu sämtlichen Angststörungen, Phobien, substanzgebundenen Süchten und Schmerzzuständen. Die Palette der Anwendungsmöglichkeiten weitet sich ständig aus.
Lesen Sie hier Erfahrungsberichte von EMDR Behandlungen.
Bei Interesse können Sie hier ebenso meinen Fachvortrag über EMDR während des AMEC Kongresses 2014 in Paris (oder die englische Originalversion), sowie meinen Fachvortrag über „traumatische Erfahrungen in der Kindheit: Trigger für verlängerte Stressreaktionen“, den ich während des AMWC EE 2016 in Moskau gehalten habe, lesen – auf Deutsch oder als englische Originalversion.